Lochblech: RMIG sieht hohe Potenziale in Österreich

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Mit 150 Jahren an Erfahrung bei der Herstellung und Weiterverarbeitung von Lochblech wird RMIG heute als Weltmarktführer seiner Branche gehandelt. Der Konzern schickt sich nun an, seine Aktivitäten auch in Österreich zu forcieren. industryPRESS nutzte die Gelegenheit, den RMIG Regional Sales Director D-A-CH Frank Regitz zu den Hintergründen zu befragen.

Hans-Jürgen Schwarzer: Herr Regitz, mit anderthalb Jahrhunderten an Erfahrungen in der Herstellung und Weiterverarbeitung von Lochblech gehört RMIG weltweit zu den ersten Adressen der Branche. Sie haben unlängst angekündigt, jetzt den österreichischen Markt stärker zu fokussieren ‒ was steckt dahinter?

Frank Regitz: RMIG ist der größte Lochblech-Hersteller in Europa und in 13 europäischen Ländern präsent, entweder durch Produktions- oder Vertriebsniederlassungen. Im Bereich D-A-CH gehören dazu neben der deutschen Zentrale und Repräsentanzen auch unsere Vertriebsniederlassungen im schweizerischen Olten im Kanton Solothurn sowie eine solche im niederösterreichischen Leobersdorf in der Nähe von Wien. Dort war und ist die räumliche Nähe zu Tschechien, Slowakei und Ungarn nicht zufällig gewählt, zumal diese Grenzländer als Tor zum osteuropäischen Markt gelten. Der Standort Österreich war insofern für uns schon immer strategisch wichtig, nimmt darüber hinaus jetzt nicht zuletzt vor dem Hintergrund der wirtschaftlichen Entwicklung des Landes in den letzten Jahren an Bedeutung zu.

Hans-Jürgen Schwarzer: Als Regional Sales Director D-A-CH sind Sie Kenner des deutschsprachigen Wirtschaftsraums und beschäftigen sich recht eng mit dem dortigen Marktgeschehen. Auf welchen Grundlagen fußen denn Ihre Wahrnehmungen und die positive Einschätzung des Potenzials des österreichischen Markts?

Frank Regitz: Unsere Erfahrung und Marktkenntnis im Hinblick auf den Einsatz von Lochblech und Streckmetall in nahezu allen Industriebereichen sowie im Bausektor hat gezeigt, dass dieses Bild zum Großteil auch für den österreichischen Markt zutrifft. Unseren Marktanalysen zufolge bietet der österreichische Markt ein großes Potenzial; er wächst langsam aber stetig seit mehreren Jahren und für 2016 ist die Prognose die höchste in den letzten vier Jahren.

Hans-Jürgen Schwarzer: Gelten solche ermutigenden Signale aber für alle Branchen?

Frank Regitz: Letztlich runden kumulierte Werte dieser Art nur ein nachhaltig ermutigendes Gesamtbild einer Volkswirtschaft ab. Den sehr wichtigen konkreteren Blick in die jeweiligen Zielgruppen bieten ergänzende Ergebnisse von Marktfoschungs-Untersuchungen wie auch eigene Erfahrungswerte vor Ort. In beiderlei Hinsicht haben wir bei RMIG unsere Hausaufgaben gemacht, wobei es im Wirtschaftsleben nie Gewissheiten gibt. Sich jedoch auf einen bloßen Blick in die berüchtigte Kristallkugel zu verlassen, wäre natürlich mehr als fahrlässig und entspricht auch sicher nicht unserer Unternehmensphilosophie.

Hans-Jürgen Schwarzer: Ist RMIG in Österreich bereits im Geschäft?

Frank Regitz: Ja. Der Markteintritt in Österreich erfolgte für uns seinerzeit durch die Übernahme der Hutter & Schrantz Blechtechnik GmbH, wodurch auch ein entsprechender Kundenstamm aufgebaut werden konnte. Dieses lokal etablierte Unternehmen wurde damals von der RMIG-Gruppe übernommen und unterhielt zunächst als RM Hutter Lochbleche GmbH noch eine eigene Produktion. Vor rund fünf Jahren dann kam es zur Umstrukturierung, in deren Folge die neu gegründete RMIG Lochbleche GmbH am Standort Leobersdorf jetzt als reiner Vertriebskopf agiert; die Anlieferung der Waren erfolgt innerhalb kürzester Zeit extrem zuverlässig vom zentralen Produktionsstandort Raguhn-Jeßnitz in Sachsen-Anhalt aus. Standardlagerbleche liefern wir innerhalb von 48 Stunden aus, kundespezifische Lösungen je nach Weiterverarbeitungsgrad benötigen zwei bis drei Wochen.

Die sehr hohe Liefertermintreue und Qualität sowie unser Preis-Leistungsverhältnis sind einige der Kriterien, die RMIG über Jahre hinweg auszeichnen.

Hans-Jürgen Schwarzer: Welche Branchen sprechen Sie denn mit Ihren Produkten an?

Frank Regitz: Wir profitieren letztlich von einer recht breiten Aufstellung der Zielgruppen: Lochblech und Streckmetalle aus Stahl und Aluminium kommen schließlich in vielen primären und sekundären Anwendungsbereichen zum Einsatz. Sehr beliebt sind sie beispielsweise für das Architekturumfeld in Innen- und Außenbereichen, gerade wegen der Kombination aus individueller Gestaltbarkeit und Beständigkeit des Materials. Hier bieten sich für unsere Produktlinie „City Emotion“ schier grenzenlose Anwendungsmöglichkeiten, von einfachen bis sehr aufwändigen Metallfassaden aus Lochblech, Sonnenschutzlamellen bis hin zu Geländerfüllungen und anderen Produkten für den Außenbereich. Im Building-Innenbereich reden wir über Deckenverkleidungen, Raumtrennsysteme bis hin zu dekorativen Lampen.

Der zweite große Bereich richtet sich unter der Bezeichnung „Processing“ an unsere Industriekunden, darunter die unterschiedlichsten Anwendungen wie Automotive, hier beispielsweise für Lautsprecher- und Lüftungsgitter oder auch Airbags und alle möglichen gelochten Karosserieteile, außerdem Abwasserreinigung oder Medizintechnik und Petrochemie. Ein sehr wichtiger Sektor ist die Recycling- und Aufbereitungsbranche, sowie die komplette Sieb- und Schüttgutindustrie. Daneben spielen aber auch die landwirtschaftlichen Anwendungen eine große Rolle, ich möchte hier exemplarisch nur die Getreideaufbereitung oder die Trocknung von Gütern anführen. Verbaut wird Lochblech zudem als Design-Elemente in dem immer wichtiger werdenden Segment der Consumer Electronics.

Zu guter Letzt halten wir ferner ein großes Portfolio an Standardlagerblechen in unserem großen Zentrallager bereit. Alles in allem bieten wir unseren Kunden für die Weiterverarbeitung über 750 verschiedene Tafelpositionen mit Materialien wie Stahl, Edelstahl, verzinkte Werkstoffe, Kupfer, Titan, Aluminium oder auch Kunststoffe, in nahezu allen benötigten Größen und Lochungen.

Hans-Jürgen Schwarzer: Wie beurteilen Sie denn die Wachstums-Chancen für die RMIG-Gruppe in Österreich?

Frank Regitz: Äußerst gut, zumal der Markt ein sehr großes Potenzial birgt. Zum einen verfügen wir über sehr interessante Referenzen, darunter namhafte Kunden aus Schlüsselbereichen wie Filtertechnik, Automotive, Ölindustrie oder Maschinenbau. Hinzu kommt, dass wir seit geraumer Zeit auch Streckmetalle aus eigener Produktion als komplementäres Produkt zum Lochblech anbieten können. Mit dieser Erweiterung im Portfolio haben wir einerseits den Marktanforderungen entsprochen im Sinne unserer kundenorientierten Unternehmenspolitik, andererseits verschafft uns das natürlich auch neue Absatzpotenziale. Darüber hinaus erhöhen wir sukzessive die Schlagzahl in Marketing und Vertrieb, um unsere Bekanntheit als europäischer Marktführer auch in Österreich weiter zu erhöhen. So waren wir bereits auf Messen wie der Agraria mit sehr großem Zuspruch präsent und werden auch auf der kommenden Austro Agrar ausstellen; zukünftig zeigen wir auch Flagge auf den entsprechenden Formaten für Industrie, Architektur und Fassadenbau.

Hans-Jürgen Schwarzer: Wie lautet in diesem Zusammenhang Ihre Zielsetzung in Österreich?

Frank Regitz: Wir möchten in Jahresfrist den Umsatz um etwa 25 Prozent steigern, in drei Jahren um gut 50 Prozent. Passend zum Wachstum erwarten wir auch einen Ausbau der Mitarbeiterschaft vor Ort. Und die empfangenen Signale aus dem Kundenkreis ermutigen uns und zeigen, dass wir dazu auf dem richtigen Weg sind.

Unser Ziel ist es, nach den Umfirmierungen der letzten Jahre, dem doch recht neuen, vielerorts vielleicht noch nicht so bekannten Namen RMIG wieder denselben Stellenwert zu geben, wie ihn damals die alteingesessenen und anerkannten Firmen wie Hutter & Schrantz hatten. Und natürlich, um unseren Kunden auch unter der neuen Firmierung RMIG ein ebenso zuverlässiger, loyaler Partner zu sein.

Hans-Jürgen Schwarzer: Vielen Dank für das Gespräch, Herr Regitz, und weiterhin gute Geschäfte.


Bildnachweis: © RMIG, schwarzer.de

Über den Autor

Hans-Jürgen Schwarzer leitet die Content-Marketing-Agentur schwarzer.de. Als Marketer, Unternehmer und Verleger in Personalunion wie auch als leidenschaftlicher Blogger gehört er zu den Hauptautoren von startup-report.de und industry-press.com. Innerhalb seiner breiten Palette an Themen liegen dem Mainzer Lokalpatriot dabei „ausgefallene“ Ideen und technische Novitäten besonders am Herzen.

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