Face Pay: Neue Bezahlmöglichkeit in der Moskauer Metro

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Face Pay nennt sich die neue Bezahlmöglichkeit in der Moskauer Metro. Damit ist die Zahlung per Gesichtserkennung gemeint. Ein Blick in die Kamera und auf geht’s in die Bahn. Vorab muss der Nutzer die Metro-App mit persönlichen Daten speisen. „Praktisch“, meinen die einen, „Gefährlich“, sagen die anderen.

Face Pay: Macht kontaktloses Bezahlen möglich

Fahrgäste der Moskauer Metro müssen seit neustem weder Karte noch Smartphone zücken, wenn sie ein Ticket zahlen wollen. Dies hätten am ersten Tag mehr als 25.000 Menschen genutzt, äußerte sich das staatliche Verkehrsunternehmen in der russischen Hauptstadt. Vor Einführung war die umstrittene Technologie seit Beginn des Jahres getestet worden.

Maxim Liksutow, für Verkehr zuständiger Vize-Bürgermeister, erklärt: „Um in die U-Bahn zu steigen, brauchen Fahrgäste weder eine Karte noch ein Smartphone, sie müssen nur in die Kamera am Drehkreuz schauen.“ Das System funktioniere inzwischen an mehr als 240 Metro-Stationen in der Metropole.

Verknüpfung mit Metro-App nötig

Wer der neuen Bezahlmöglichkeit traut, lädt ein Foto von sich, die Bankkarte sowie die Karte für Fahrten mit öffentlichen Verkehrsmitteln (Troika-Karte) hoch und verknüpft diese per Metro-App mit dem System. „Moskau ist die erste Stadt der Welt, in der das System in diesem Umfang funktioniert“, sagt Vize-Bürgermeistesr Liksutow.

Warum Gesichtserkennung?

Der Mensch hat es eilig und nicht jeder Fahrgast sein Ticket sofort parat. Mit der Nutzung der neuen Bezahlmethode entfällt die Suche nach der richtigen Karte und unnötiger Kontakt wird vermieden. Die Moskauer Behörden haben die Hoffnung, dass sich die Abläufe in der Metro mit Face Pay beschleunigen lassen. Auch äußersten sie das Versprechen, dass eine Verschlüsselung der Daten erfolgt. Die Kamera erkenne lediglich einen „biometrischen Schlüssel“, nicht aber das Gesicht des Metro-Nutzers. Es hieß zudem, dass Fotos der Bürger, die für die Nutzung eines solchen Services hergegeben werden, nicht an die Polizei weitergegeben werden sollen.

Setzt auf Face Pay

Maxim Liksutow rechnet damit, dass in den nächsten zwei bis drei Jahren bis zu 15 Prozent der Fahrgäste regelmäßig Face Pay zur Zahlung nutzen werden. Die Methode kann selbst beim Tragen einer Corona-Schutzmaske genutzt werden und sei sicher. Bei steigendem Interesse werde man sukzessive mehr Drehkreuze mit der Technologie ausrüsten.

Technologie der Authentifizierungsmethode

Unter der Gesichtserkennung versteht man eine biometrische Authentifizierungsmethode. Verglichen mit einem Passwort ist diese Methode zur Personen-Identifizierung deutlich besser geeignet. Dies ergibt sich aus der Einzigartigkeit der biometrischen Merkmale wie Gesicht oder Fingerabdruck eines jeden Menschen.

Biometrischer Token als Voraussetzung

Der grobe Ablauf der biometrischen Methode folgt einem Schema: Zunächst nimmt eine Kamera das Bild des Benutzers auf. Auf der Basis wird durch ein System wie z.B. eine Zutrittskontrollanlage überprüft und erkennt idealerweise den Benutzer.

Grundvoraussetzung der Nutzung ist, dass ein biometrischer Token (Stellvertreter) erstellt wird. Dafür werden vom System besondere Ankerpunkte bzw. Merkmale erfasst. Vor allem sind dies die Augen, aber auch Kinn- und Mundpartie sowie die Nasenflügel. Diese Merkmale verfügen im Gesicht alle über bestimmte Winkel und Abstände zueinander. Bei jedem Menschen sind sie eindeutig und stellen in der Gesamtheit den biometrischen Token dar.

Bürgerrechts-Seite warnt vor Face Pay

Stanislav Shakirov, Gründer der Gruppe Roskomsvoboda, die sich für Bürgerrechte einsetzt, äußerte sich kritisch gegenüber der Zeitung „The Guardian“. Die Moskauer Metro sei eine staatliche Einrichtung und daher keine Sicherheit gegeben, dass die Daten nicht in die Hände der Sicherheitsdienste gelangen.

In den vergangenen Jahren haben sich Technologien zur Gesichtserkennung in Russland stark ausgebreitet. So kann in vielen Moskauer Supermärkten schon per Gesicht gezahlt werden. Auch zur Durchsetzung von Lockdown-Maßnahmen wurde das System von den Behörden genutzt. Menschenrechtsaktivisten befürchten auf lange Sicht mehr staatliche Überwachung der Bürger und warnen vor einer Anwendung von Face Pay. In den USA sowie in der EU ist Gesichtserkennungstechnologie seit Jahren ein strittiges Thema.

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