Neues digitales Planungssystem: Großauftrag für Quintiq für die Flughäfen von Dubai

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Moderne Großflughäfen kommen ohne ein neues digitales Planungssystem nicht aus. Quintiq, das zur Dassault Systèmes-Gruppe gehört, ist einer der weltweit führenden Hersteller von Supply Chain-Planungs- und Optimierungslösungen, hat jüngst den Betreiber der beiden Großflughäfen im Golfstaat Dubai als neuen Kunden gewonnen. Dubai Airports, die Betreibergesellschaft der beiden Flughäfen, hat sein neues Planungssystem am 18. April 2017 am Dubai International Airport live geschaltet. Dubai-World Central, der zweite neuere Flughafen, soll demnächst folgen.

Neues Digitales Planungssystem: Was Quintiq für Dubai International Flughafen leistet

Das neue digitale Planungssystem automatisiert nun den Planungsprozess zur Bereitstellung von Parkpositionen, Flugsteigen, Gepäckbändern oder Check-in-Schaltern. Das umfasst alle feststehenden Ressourcen des Flughafens – also beispielsweise 260 Parkpositionen für Flugzeuge, 143 Gates oder Flugsteige, 561 Check-in-Schalter und 28 Gepäckbänder. Damit bekommen die Flughafenplaner den vollständigen Überblick über die Ressourcenzuweisung und können diese anpassen, um den Bedürfnissen der einzelnen Fluglinien Rechnung zu tragen. Bisher führten Flughafenplaner in Dubai diese Ressourcenzuweisung ohne ein zentralisiertes Betriebssystem durch. Das ist im Vergleich zeitaufwändiger und fehleranfälliger.

Dubai International, der ältere der beiden Flughäfen von Dubai verzeichnet das dritthöchste Passagieraufkommen der Welt. 2016 nutzten ihn 83, 6 Millionen Menschen, also etwa so viele wie Deutschland Einwohner hat. Außerdem wurden über 230 000 Tonnen Luftfracht umgeschlagen. Zum Vergleich: Frankfurt am Main liegt mit rund 60 Millionen Passagieren auf Platz 12. Bedingt durch das schnelle Wachstum des globalen Luftverkehrs ist Dubai selbst mittlerweile zu klein. Außerdem kann er nicht mehr erweitert werden, weil er auf allen Seiten von bebautem Gelände umgeben ist. Also bauen die Betreiber mit Dubai-World einen wesentlich größeren, zweiten Flughafen.

Hochbetrieb in einem der Terminals des Dubai International Airports. (#1)

Hochbetrieb in einem der Terminals des Dubai International Airports. (#1)

Kein Großflughafen kommt ohne ein Neues digitales Planungssystem aus

Ein gut funktionierender Großflughafen sorgt dafür, dass die Passagiere dort ihre Zeit nicht hauptsächlich in Warteschlagen verbringen müssen. Je reibungsloser Passagiere durch die nötigen Kontrollen vor dem Abflug oder nach der Landung gelangen, desto zufriedener sind sie mit ihrem Reiseerlebnis. Damit die dafür nötige komplexe Organisation und Logistik reibungslos funktioniert, brauchen moderne Großflughäfen spezialisierte Betriebssysteme. Mit denen steuern Verkehrsplaner die Zuteilung tausender von Parkplätzen, Gepäckbändern, Check-in-Schaltern, Park- oder Wartepositionen von Flugzeugen und vielen anderen Einzelposten.

Mit dem neuen digitalen Planungssystem soll nicht nur der Flugverkehr, sondern auch der Strom der Passagiere reibungsloser fließen. Das stellt sicher, dass beide Flughäfen auch ein weiter steigendes Aufkommen von Passagieren und Luftfracht bewältigen.

„Diese Planungsherausforderung gibt uns die Möglichkeit, die Fähigkeiten von Quintiq in der Luftfahrtplanung unter Beweis zu stellen“, beschreibt Maarten Hendriks, Business Unit Director of Transportation bei Quintiq, die Bedeutung des Auftrags. „Bei der Abfertigung von 1.100 Flügen pro Tag ist ein gleichbleibend hohes Kundenzufriedenheitsniveau von entscheidender Bedeutung. Die automatisierten Planungsfunktionen von Quintiq sind dem Kunden behilflich, ein erstklassiges Reiseerlebnis für seine Kunden zu gewährleisten.“

Wie Abdul Razzak Mikati, Managing Director bei DTP, dem Implementierungspartner von Dubai Airports, erläutert, beruhte die Entscheidung für Quintiq auf klaren Kriterien: „Eine Investition in neue Infrastruktur kann extrem kostspielig sein. Der Kunde benötigte eine zukunftsfähige, branchenbewährte Lösung, um die Kapazitäten der derzeit bestehenden Airport-Ressourcen effizient zu nutzen.“ Abdul Razzak Mikati arbeitet als Managing Director bei DTP, dem Implementierungspartner von Dubai Airports. „Mit der Quintiq-Lösung entfällt die Notwendigkeit der manuellen Planung, was den Betrieb wesentlich flexibler und agiler macht.“ Gegründet 2004 in Dubai, bietet DTP Dienstleistungen und digitale Systemintegration für die Luftverkehrswirtschaft in der Golfregion an.

Morgenstimmung am Brüsseler Flughafen und Blick auf den alten Terminal. (#2)

Morgenstimmung am Brüsseler Flughafen und Blick auf den alten Terminal. (#2)

Die Quintiq-Lösung, mit dem neuen digitalen Planungssystem, kann Berechnungen für bis zu 40 Flüge pro Sekunde durchführen. Sie zieht Informationen aus verschiedenen Quellen heran, um den Automatisierungsprozess zu verbessern. Für Dubai Airports waren das wichtige Parameter, denn das Wachstum an beiden Flughäfen geht weiter. Das Verkaufsaufkommen am Dubai International stieg im ersten Quartal 2017 um 7, 4 Prozent, während es am Dubai World Central-Flughafen um 29, 5 Prozent wuchs.

Quintiq-Lösung für den Brüsseler Airport: Neues digitales Planungssystem im Einsatz

Ein ähnliches System, wie das neue digitale Planungssystem, hat Quintiq bereits am Flughafen der belgischen Hauptstadt Brüssel eingerichtet. 21, 9 Millionen Passagieren nutzen den Brüsseler Flughafen jedes Jahr, der es auf jährlich 231 000 Flugbewegungen bringt. Der belgische Hauptstadtflughafen verfügt über 200 Parkpositionen für Flugzeuge und 60 Terminal-Gates.

Wie Dubai Airports und eigentlich jeder Großflughafen auf der Welt, stand die Betreibergesellschaft Brussels Airport Corporation (BAC) stand vor dem Problem, dass Passagieraufkommen, Flugbewegungen und andere Parameter wachsen, weil der globale Luftverkehr seit langem kontinuierlich wächst. Auch wirtschaftliche Schwächephasen konnten diesen Trend nicht bremsen. Aber der Bau neuer Terminals, neuer Flugsteige und größerer Roll- und Parkflächen ist kostspielig und langwierig. Also bleibt nur, den Verkehrsfluss auf dem Flughafen möglichst reibungslos fließen zu lassen.

Passagiere sollen sich nicht allzu lange in Warteschlangen aufhalten, Flugzeuge müssen problemlos zu ihren Halteplätzen oder zu ihren Plätzen am Flugsteig gelangen.

Ein neues Ressourcenplanungs-System musste also drei Bedingungen erfüllen. Es sollte alle Regeln und Restriktionen erfassen und ständige Aktualisierungen, beispielsweise geänderte Regeln oder Ressourcenzuweisungen, zulassen. Außerdem sollte es für Bediener leicht zu erlernen und anzuwenden sein.

Luftaufnahme des Brüsseler Flughafens Zaventeen. (#3)

Luftaufnahme des Brüsseler Flughafens Zaventeen. (#3)

Wie das neue digitale Planungssystem am Brüsseler Flughafen bereits arbeitet

Quintiq war einer von sechs Bewerbern um den Auftrag für ein neues digitales Planungssystem und bekam schließlich den Zuschlag. Quintiqs Lösung weist nun Flugzeuge nach einem Punktesystem zu. Das verkürzt die Wegezeiten für die Passagiere, berücksichtig aber auch die Wünsche von Fluglinien oder Abfertigungsgesellschaften nach bestimmten Parkpositionen für ihre Flugzeuge. Außerdem ist mit der zentrale Datenbank des Flughafens verbunden. Das ermöglicht dem System, Pläne automatisch mit neuen Informationen von BAC und den anderen Unternehmen am Flughafen zu aktualisieren. Löst eine Änderung in den Flugplänen Vergabekonflikte bei der Zuweisung von Parkpositionen aus, gleicht das System sie automatisch aus.

Zudem kann das neue digitale Planungssystem mögliche Änderungen vorausberechnen und erzeugt so flexible Pläne, die bis zu zwei Tage in die Zukunft sehen. Die Verantwortlichen werden sofort auf unerwartete Änderungen aufmerksam gemacht und erhalten Alternativen vorgeschlagen. „Das System ist sehr benutzerfreundlich und ermöglicht eine schnelle und problemlose Einarbeitung“, erläutert Tim Hermans, Resource Optimization Officer bei BAC, die Vorteile der Quintiq-Lösung, “außerdem ist gut zu wissen, dass sich die Benutzeroberfläche ohne Weiteres flexibel ändern lässt. Dadurch können die Planer jeweils den eigenen Präferenzen entsprechend arbeiten, ohne die Planung zu verkomplizieren.”

Für den den Brüsseler Flughafen heißt das, dass er seine Ressourcen besser auslasten kann. Die Planer können den Standort der einzelnen Flugzeuge besser verfolgen und beispielsweise mit den Fluggesellschaften genauer über die Nutzung der Parkpositionen abrechnen. „Seit wir die Quintiq Plattform einsetzen, sind die Beschwerden bezüglich der Berechnung der Abstellgebühren um 90% zurückgegangen“, sagt Roland Coppin, Leiter Operational Control der Betreibergesellschaft BAC.


Bildnachweis: © Titelbild: Umair Shaikh via Wikimedia Commons / Weitere Fotos: #1 joiseyshowaa via Wikimedia Commons, #2 Ad Meskens via Wikimedia Commons, #3 Ad Meskens via Wikimedia Commons

Über den Autor

Mein Beruf ist das Schreiben; ich arbeite als freier Journalist, Texter und Buchautor. Das reicht für Leben und Modellbau, also auch für das eigentliche Leben. Beruflich wie als Modellbauer interessiert mich die Luftfahrt, speziell die der großen Luftfahrtländer. Hauptantriebskräfte: Neugier, Kaffee und ein guter Witz.

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