Dihydrogenmonoxid: Wie gefährlich ist DHMO?

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Dihydrogenmonoxid (DHMO) ist eine farb- und geruchlose Chemikalie, die auch als Dihydrogen Oxid, Hydrogen Hydroxid, Hydronium Hydroxid oder auch Hydritsäure bezeichnet wird.

Dihydrogenmonoxid: Beinahe überall nachweisbar

Die Chemikalie wird vom Bundesgesundheitsministerium als nicht giftig eingestuft. Dennoch ist Dihydrogenmonoxid in vielen Giftstoffen enthalten. Auch krankmachende Stoffe enthalten häufig DHMO. Dihydrogenmonoxid ist sogar in unserer Nahrung enthalten. Hier bleibt Dihydrogenmonoxid auch nach mehrfachem und gründlichen Waschen erhalten. Babykost besteht zu einem Großteil aus DHMO. In einigen Supermärkten wird Pulver angeboten, das mit Dihydrogenmonoxid gemischt werden soll und zur Verbesserung der geistigen und körperlichen Leistungsfähigkeit führen soll. Besonders fragwürdig sind zudem die Experimente, die das Militär mit DHMO durchführt, sowie die Anwendung in Tierversuchen.

Dennoch hat bisher kaum jemand von diesem Stoff gehört. Das könnte zum einen an der Einordnung als „ungefährlich“ liegen. Zum anderen aber auch an einem Mangel an Informationen. Denn trotz des Internets, das tagtäglich von Nachrichten, Videos und Posts geflutet wird, kennt bisher kaum jemand den Begriff Dihydrogenmonoxid.

Die Gefahren von DHMO:

  • die Verbindung von Dihydrogenmonoxid und gewissen Bakterien führt zu Krankheiten
  • geringe Dosen in der Luftröhre führen unmittelbar zum Ersticken
  • im gasförmigen Zustand führt DHMO zu teils starken Verbrennungen
  • im festen Zustand zerstört die Chemikalie Gewebe

Auch wenn die Einnahme von Dihydrogenmonoxid in geringen Mengen nicht tödlich ist, kann es bei einer Vergiftung der Substanz zu heftigen Symptomen können. Diese sind unter anderem starkes Schwitzen, Harndrang, Blähungsgefühle, Schwindel, Erbrechen und Störungen des Elektrolythaushalts.

Da Dihydrogenmonoxid vermehrt in der Umwelt vorkommt, speichern Pflanzen die Substanz und geben sie erst nach einer Entwurzelung wieder frei. Der Kontakt mit Metallen führt auf längere Zeit zu Korrosion.

Die Basis des Dihydrogenmonoxids ist das instabile Radikal Hydroxid. Dieser Stoff kommt in vielen ätzenden und giftigen Chemikalien vor. Zum Beispiel enthält Schwefelsäure und Nitroglycerin das Radikal.

Wo wird Dihydrogenmonoxid verwendet?

  • in der Lebensmittelindustrie
  • in der Landwirtschaft
  • in der Kosmetikbranche
  • in Pflege- und Altenheimen

Durch die Anwendung in beinahe allen Wirtschaftszweigen ist mittlerweile die gesamte Weltbevölkerung schon in Kontakt mit Dihydrogenmonoxid gekommen. Allein in Deutschland sterben jährlich etwa 453 Menschen nur durch das Einatmen von DHMO. Die Gesamtzahl der Toten durch diesen Stoff kann allerdings nicht genau benannt werden. Wie weit die Verbreitung des Stoffes mittlerweile ist, könnte durch Messungen des Abwassers einigermaßen erfasst werden. Doch die Behörden weigern sich vehement gegen eine solche Maßnahme.

Dihydrogenmonoxid: Warum wird DHMO nicht verboten?

DHMO wird nicht verboten, da hier unter anderem die gesamte Wirtschaft Deutschlands zusammenbrechen würde. Es gibt keine Alternative für Dihydrogenmonoxid, weshalb ein Verbot nicht infrage kommt. Vertreter der Industrie verteidigen die Nutzung der Chemikalie, denn Dihydrogenmonoxid ist sehr günstig. Kritiker vermuten dagegen Lobbyismus. Experten sagen, dass es kein Verbot für DHMO geben wird.

Denn bevor ein Verbot die Wirtschaft zusammenbrechen lassen würde, wäre die gesamte Weltbevölkerung verstorben. Das liegt daran, dass Dihydrogenmonoxid eine andere Bezeichnung für H²O ist, also Wasser. Es stimmt, dass H²O in der Lunge zum Tod führt, etwa beim Verschlucken. Wasserdampf ist meistens sehr heiß und verursacht Verbrennungen.

Dihydrogenmonoxid: Angst vor der Chemieindustrie

Die Bezeichnung als Dihydrogenmonoxid suggeriert eine gefährliche Chemikalie. Der Begriff wird ausschließlich ironisch genutzt und soll die Angst vor der Chemieindustrie karikieren. Seit 1989 gibt es Kampagnen, die „gegen“ Dihydrogenmonoxid. Vor über 20 Jahren startete die University of California, Santa Cruz eine Aktion mit Flugblättern und warnte vor H²O.

Angefangen hat die Aktion mit einem Studentenulk. Eric Lechner und Lars Norpchen nutzten den unbekannten und gefährlichen Begriff für Wasser, um auf die Gefahren von Dihydrogenmonoxid aufmerksam zu machen. Auf die gelungene Aktion mit den Flugblättern folgten weitere. 1990 schrieb Lechner auf einem Internet-Forum, Dihydrogenmonoxid hätte eine wichtige Rolle bei der Explosion der Challenger-Raumfähre gespielt.

Im Jahr 1994 stellte ein Bekannter von Lechner und Norpchen eine Informationsseite zum Thema Dihydrogenmonoxid ins Internet. Die überaus reißerische Überschrift lautete „Der unsichtbare Killer“. Im Artikel erfuhren Leser über die Verwendung von Dihydrogenmonoxid in der Industrie als Lösungs- und Kühlmittel sowie der Nutzung in Kernkraftwerken und bei der Herstellung von Styropor und vielen weiteren alltäglichen Einsatzgebieten.

Dihydrogenmonoxid: Der Durchbruch des Hypes

1997 beteiligte sich der 14-jährige Nathan Zohner, ein Schüler aus dem Staat Idaho, an einem Forschungs-Wettbewerb. Zohner entschied sich für Dihydromonixid als Thematik seines Projektes. Er schrieb einen Text, in dem er vor den Gefahren von DHMO warnte. Diesen verteilte er unter seinen Mitschülern und bat sie um eine Einschätzung. 43 der 50 Probanden sprachen sich anschließend für ein Verbot der Chemikalie aus, sechs positionierten sich neutral und nur einer der Mitschüler durchschaute das Experiment. Der 14-jährige belegte für seine Arbeit den ersten Platz des Forschungswettbewerbes.

Daraufhin verbreitete sich das Thema rasant, sodass im Jahr 1998 der US-Amerikaner Tom Way die „Dihydrogen Monoxide Research Division“ gründete und eigens hierfür die Webseite www.dhmo.org anlegte. Eine deutsche Webseite hierzu ist ebenfalls im Web zu finden. Hier liegen die Ursprünge allerdings nicht direkt bei Dihydrogenmonoxid, sondern bei neuen Sendemasten, die im Jahr 2000 in der Nachbarschaft von dem Kommunikations- und Datentechnik-Spezialist Manfred Penzkofer installiert wurden. Kurz darauf klagten einige in der Nachbarschaft über Schlafstörungen und gaben den Sendemasten die Schuld. Das erinnerte Penzkofer an die Diskussionen über DHMO. Auf der Webseite www.dhmo.de übersetzte er hauptsächlich die Artikel der englischsprachigen Webseite ins deutsche. „Sie müssen den Leuten nur etwas vor die Nase setzen, was wissenschaftlich klingt, und schon wird’s geglaubt“, so Penzkofer.

Der Appell aller Aktionen gegen Dihydrogenmonoxid ist nicht alles zu glauben, was man Negatives über die Chemieindustrie liest, selbst über Themen nachzulesen und sich daraus eine Meinung zu bilden. Sie zeigen, wie einfach es sein kann, mit bestimmten Auslegungen und Formulierungen Angst und Unsicherheiten auszulösen.

Weitere Argumente „gegen“ Dihydrogenmonoxid

Bei Dihydrogenmonoxid steht das „Di“ für die Zahl 2, „hydrogen“ für den enthaltenen Wasserstoff und „monoxid“ steht für das enthaltene Sauerstoffatom. Zusammengefasst also H²O.

Es gibt noch einige weitere Argumente, mit denen die „Dihydrogenmonoxid-Gegner“ auf die vermeintlichen Gefahren aufmerksam machen wollen. So Beispielsweise, dass DHMO für die Umwelt eine Gefahr darstellt. Es führt zur Bodenerosion und dem Treibhauseffekt. Zudem können einzelne Gesteine durch Dihydrogenmonoxid erodieren. Auch das Argument, dass Hydroxylsäure der Hauptbestandteil des sauren Regens ist kann bei Unwissenden Angst schüren, ist aber faktisch korrekt.

Dass Dihydrogenmonoxid elektrische Anlagen bei Kontakt beschädigt, wird ebenfalls in den Kampagnen genannt.

Die Angst vor gesundheitlichen Schäden beim Menschen löst allerdings die größte Besorgnis aus. Besonders die Beschreibung als farb-, geruchs- und geschmacklos, denn so könnte der vermeintlich gefährliche Stoff nicht nur in Lebensmitteln versteckt werden, sondern praktisch überall vorkommen.

Nuklear-Anlagen lösen auch ohne einen Giftstoff zu erwähnen Beklemmungen aus. Bei vielen geht der erste Gedanke an Tschernobyl im September 1982, wo im Block 1 des Kernkraftwerks durch Fehler des Personals ein Brennstoffkanal in der Mitte des Reaktors zerstört wurde. Der zweite Gedanke an Fukushima am 11. März 2011. Hier führten ein Erdbeben und ein darauffolgender Tsunami zur Überhitzung der Brennelemente. Erwähnt man nun noch, dass hier eine giftige Chemikalie verwendet wird, sorgt das nochmals für ein ungutes Gefühl.

Dihydrogenmonoxid: Chemikerwitz funktioniert zu gut

Der Chemikerwitz hat allerdings schon einige Male beinahe für absurde Maßnahmen gesorgt. So war man im Jahr 2004 in Aliso Viejo im Orange County (Kalifornien) kurz davor, Schaumstoffverpackungen bei städtischen Veranstaltungen zu verbieten, weil DHMO bei der Herstellung verwendet wird. Ein städtischer Angestellter las eine der satirischen Seiten und bemerkte nicht, dass es sich bei Dihydrogenmonoxid um Wasser handelt.

Der deutsche Journalist David Harnasch schaffte es in Freiburg sogar Greenpeace in Freiburg zu einer Unterschrift gegen DHMO zu bewegen. Die Kombination von einseitig negativer Berichterstattung und einer abgeänderten Bezeichnung trübt das Urteilsvermögen Vieler. Es gibt im Internet zahlreiche Seiten, die verdeutlichen, dass es sich hier um einen Witz halten. Dennoch nehmen viele zu schnell eine Haltung gegen etwas scheinbar Gefährliches an, das allerdings wie in diesem Fall für uns lebensnotwendig ist.

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