Die Shitstorms des Monats März 2016

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Der Monat März hat einige ganz außergewöhnliche Gelegenheiten bereit gehalten, sich über Unternehmen aufzuregen. Ein willkommener Anlass für einen großen Teil der Menschheit, angestautem Ärger freien Lauf zu lassen, egal woher dieser stammt. Immer drauf. In der Industrie trifft es ja immer den Richtigen. Hier die schönsten der Shitstorms des Monats März 2016. Um Missverständnissen vorzubeugen: einige der Shitstorms sind absolut berechtigt. Wir haben diese markiert…

Erboste Eltern lösten Sturm der Entrüstung beim Hersteller einer Schnabeltasse aus

Der Vater eines Kleinkindes wunderte sich, warum sein Kind andauernd erkrankte. Einer plötzlichen Eingebung folgend kontrollierte er das Mundstück einer Schnabeltasse des Herstellers „Tommee Tippee“. Das war gar nicht so einfach, denn das Mundstück war gar nicht hierfür ausgelegt: Er musste es aufbrechen, um es öffnen zu können. Was er daraufhin fand, war extrem ekelig: schmieriger grünbrauner Schimmel und Schleim kamen zum Vorschein.

Auf Nachfrage gab der Hersteller an, dass die Schnabeltasse nicht für warme Getränke geeignet sein und man könne problemlos nachweisen, ob aus dem Becher warme Getränke, wie beispielsweise Milch, getrunken wurde. Nach dieser dreisten Abweisung machte der Mann die Probleme öffentlich. Daraufhin überprüften unzählige andere Eltern das Mundstück ihrer Schnabeltasse und fanden Ähnliches. Erst nach einem Aufschrei der Entrüstung und einem Shitstorm nahm der Hersteller die Kritik ernst und gab bekannt, dass das Mundstück in Zukunft transparent gefertigt wird.

Fremdenfeindlicher Shitstorm inklusive Morddrohungen wegen Muslimin mit Baby

Zum 50. Jubiläum der Zeitschrift „Eltern“ erschien diese in fünf verschiedene Titelvarianten. Darunter war auf einen Titel auch eine Muslimin mit Kopftuch und Baby zu sehen. Bei der Muslimin handelt es sich um eine Berliner Leserin namens Kübra. Sie hatte an die Redaktion geschrieben, dass sie das Magazin so gerne lese. Daraufhin verpflichtete „Eltern“ die Frau als Cover Modell.

Obwohl es auch sehr viel positiven Zuspruch für das Titelbild gab, tobt seit Erscheinen Anfang Februar ein Shitstorm im Internet. Der Anlass war ein rechtspopulistischer Internet Artikel mit der Überschrift „Altehrwürdige Eltern mit Kopftuch-Cover„. Der braune Text endete mit den Kontaktdaten des Gruner + Jahr Verlags. Seitdem wird die Redaktion mit Pöbelanrufen überschwemmt. Aber auch per E-Mail wurden Hassmails verschickt mit Botschaften wie diese: „an die Wand stellen“, „Ungeziefer wie ihr muss getilgt werden“ oder “ab in die Gaskammer“. Die Flut der Beleidigungen ebbte zwar einige Tage später ab, doch noch immer kursiert im Internet das Titelblatt weiter und wird mit dem Aufruf verlinkt.

Geschälte Orange Plastikverpackung sorgt für einen Shitstorm im Netz

Ein Foto auf Twitter zeigt einzeln verpackte, geschälte Orangen in einem Supermarkt zu einem Preis von 5,99 US Dollar – das Besondere: Das Kühlregal stammt von Whole Foods. Whole Foods ist der weltweit größter Betreiber einer Supermarktkette für Bioprodukte – und ganz nebenbei berühmt für seine Apothekenpreise und exquisiten Produkte. Wer in den USA nach glutenfreien Produkten, Biokost und fair gehandelte Waren sucht, geht zu Whole Foods. Doch in den USA ist schon länger bekannt, dass schlechte Publizität Gift für die Reputation ist. Der Konzern musste alleine im vergangenen Jahr 58.000 Dollar an Strafe zahlen wegen zahlreicher Verstöße. 2014 waren es sogar 800.000 Dollar, die er zahlen musste. Mittlerweile bieten in den Staaten aber auch zahlreiche reguläre Supermärkte und Discounter Bioprodukte an. Darunter beispielsweise der zweitgrößte Discounter Target. Der Konzern zog daraufhin die geschälten Orangen aus dem Verkauf.

Nach TV Ausstrahlung: Shitstorm für Restaurant Beef Factory

Im TV läuft derzeit eine Doku Reihe namens „Rosins Restaurants“. In der Sendung hatte der bekannte Sterne Koch Frank Rosin das Restaurant mit einem neuen Konzept wieder auf Erfolgskurs gebracht. Der damalige Pächter war Michael Dupré – ein Starkstromelektriker. Rosin besorgte dem Restaurantbetreiber einen neuen Koch. Nur wenige Monate nach Abschluss der Dreharbeiten kündigten allerdings die Verpächter den Vertrag mit Dupré – obwohl der Laden brummte. Angeblich hätte der Pächter die Pacht nicht gezahlt. Das Restaurant wird seitdem exakt von dem Koch betrieben, der in der Sendung vermittelt wurde. Hunderte Facebook User ergriffen bereits Partei für Dupré. Die Sendung kann bei Kabel 1 online angeschaut werden.

Supermarktkette Edeka erlebt Shitstorm wegen Halal-Fleisch

Im Netz ist ein Foto aufgetaucht, welches eine Fleischverpackung mit der Bezeichnung „Halal“ zeigt und angeblich von der Supermarktkette Edeka stammen soll. Wo genau das Foto aufgenommen wurde ist noch unklar, es scheint allerdings tatsächlich nicht aus einem Edeka Markt zu stammen. Denn dieses Foto geistert schon seit einigen Jahren im Netz. Trotzdem muss sich Edeka zurzeit mit zahlreichen Hasstiraden und Social Net Usern beschäftigen, die insbesondere auf Facebook ihrer Wut freien Lauf lassen. Auf Arabisch bedeutet „Halal“ erlaubt und ist die Kennzeichnung von Fleisch, bei dem die Tiere nach muslimischen Vorschriften geschächtet wurden. Hierbei wird dem Tier die Kehle durchgeschnitten und durch anschließendes Ausbluten getötet.

In Deutschland ist Schächten ohne Betäubung der Tiere verboten. Auf der Facebook Seite von Edeka beschwerten sich viele Nutzer über die Aktion. Daraufhin reagierte Edeka mit einem entsprechenden Kommentar, dass die Filialen der Supermarktkette teilweise von selbständigen Kaufleuten betrieben würden, die auch Halal-Produkte anbieten würden. Trotzdem sei dem Edeka Verbund das Tierwohl und eine verantwortungsvolle Fleischerzeugung wichtig, weshalb er die Schächtung grundsätzlich ablehnen würde. Edeka betont: „Das betäubungslose Schlachten ist in Deutschland aus Tierschutzgründen grundsätzlich verboten. Bei Edeka gibt es keine Fleisch- oder Wurstwaren, die von geschächteten Tieren stammen“.

Nach Supermarktverkauf von geschälten Avocados hagelt es Kritik

Die kanadische Lebensmittelkette Sobeys verkaufte abgepackte und geschälten Avocados. Die Avocados Hälften befanden sich zum Verkauf in einer Plastik-Hülle, welche darum auch noch zusätzlich in einer Kartonhülle steckte. Angeboten wurde das Produkt für 3,99 kanadische Dollar. Mit dem Shitstorm hatte die Supermarktkette nicht gerechnet. Nachdem sich die ersten Kunden beim Supermarkt beschwert hatten, antwortete dieser: „Das Produkt wurde für Leute entwickelt, für die Avocados relativ neu sind, und für jene, die auf eine einfachere Handhabung Wert legen. Man muss so weniger nachdenken, wenn es ums Schälen geht.“ Der berechtigte Kommentar eine Leserin lautete, dass das Auspacken der Avocado Hälften sicherlich länger dauern würde als ein Schälen.

Die sogenannten „Grenzzaun Halbe“ der Straubinger Brauerei sorgen für Shitstorm

Eine Anti-Fremdenhass-Gruppe beschwert sich über Facebook über die von der Straubinger Brauerei sogenannten „Grenzzaun Halbe“. Die Etikettenschrift, die Haltbarkeit und der Preis würden an Nazisymbole erinnern. Tatsächlich wollte die Brauerei Röhrl genau das Gegenteil erreichen: Ein politisches Statement setzen und darauf hinweisen, dass im Punkt der Flüchtlingspolitik und der Integration nicht alles nach Plan laufe.

Die Brauerei selbst ist fassungslos und hätte mit so etwas niemals gerechnet. Sie distanziert sich von jeglichem braunen Gedankengut deutlich. Obwohl es heftige Kritik hagelt, verkaufen sich die Grenzzaun Halbe hervorragend. Daher bleiben die bislang produzierten 200 Hektoliter auch im Verkauf. Inzwischen wurde bekannt gegeben, dass der Verkauf gestoppt werde.


Bildnachweis: © fotolia – Franz Peter Rudolf

Über den Autor

Hans-Jürgen Schwarzer leitet die Content-Marketing-Agentur schwarzer.de. Als Marketer, Unternehmer und Verleger in Personalunion wie auch als leidenschaftlicher Blogger gehört er zu den Hauptautoren von startup-report.de und industry-press.com. Innerhalb seiner breiten Palette an Themen liegen dem Mainzer Lokalpatriot dabei „ausgefallene“ Ideen und technische Novitäten besonders am Herzen.

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